Mathe-Lernen mit dem Ampelsystem

11. Jul 2018 /

Mathematik in der Theorie zu verstehen ist extrem wichtig – es reicht aber nicht aus. Bei Prüfungen muss man das Wissen praktisch anwenden können. Wer das zuverlässig schaffen will, kommt nicht drum herum: Man muss üben.

Wenn du zu Hause fleissig Übungsaufgaben löst, bist du schon auf einem guten Weg. Aber du hast sicher auch schon gemerkt: Es ist nicht immer einfach, aus den Lerneinheiten die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und zu planen, wie man weiterlernen möchte.

Oft wiederholt man viel zu oft Aufgaben, die man eigentlich schon sicher beherrscht, und hat dann nicht mehr genug Zeit, sich um die Übungen zu kümmern, mit denen man noch Probleme hat.

Ich möchte dir heute eine ganz einfache Methode vorstellen, mit der du deinen Lernplan optimieren kannst und schnelle Fortschritte machst.

Diese altbewährte Methode ist auch unter dem Namen "Ampelsystem" bekannt.

Die Lernstrategie: Das Ampelsystem

In allen Fächern, besonders aber in Mathe, taucht häufig das folgende Problem beim Üben auf. Schülerinnen und Schüler üben eine Aufgabe nach der anderen, analysieren aber nicht ihre Ergebnisse.

Dabei bringt dir schon eine kurze Analyse ziemlich grosse Vorteile:

  • Du verstehst besser, mit welchen Aufgaben du Probleme hast.
  • Du findest Gemeinsamkeiten zwischen Aufgaben, die du vorher nicht gesehen hast.
  • Du bemerkst kleine Fehler, die du immer wieder machst.

Und falls du glaubst, eine solche Analyse sei sehr viel Aufwand, kann ich dich beruhigen. Mit dem Ampelsystem geht es ganz einfach.

Und so funktioniert es:

Halte dir beim Üben von Aufgaben immer drei Stifte in drei Farben bereit. Ich verwende immer die Ampelfarben Grün, Orange und Rot – daher auch der Name des Systems.

Mit diesen Farben markierst du alle Aufgaben, die du gelöst hast. Mache einfach einen Punkt oben neben die Aufgabennummer. Die Farbe wählst du folgendermassen aus:

  • Grün: Aufgaben, die du auf Anhieb ohne Schwierigkeiten oder Hilfe lösen konntest.
  • Orange: Aufgaben, bei denen du noch einmal die Theorie nachschlagen musstest, bei denen du nur mithilfe der Lösungen auf das richtige Resultat gekommen bist oder bei denen du Fehler gemacht hast, diese aber selber finden konntest.
  • Rot: Aufgaben, die du nicht lösen konntest, absolut nicht verstehst oder bei denen du extrem lange knobeln musstest, um das Resultat nachzuvollziehen.

Wie du das Lernen effektiver machst

Immer wenn du ein paar Aufgaben gelöst und mit den Ampelfarben markiert hast, nimm dir zunächst die Aufgaben vor, mit denen du die grössten Probleme hattest. Du erkennst diese Aufgaben ja ganz leicht am roten Punkt.

Lasse dir diese Aufgaben von jemandem erklären, zum Beispiel einer Lehrperson, einem Coach, einer Kollegin oder einem Kollegen.

Ein paar Tage später wiederholst du noch einmal alle Aufgaben, die du beim ersten Versuch rot markiert hattest. Wie klappt es dieses Mal? Markiere auch bei diesem Durchlauf wieder mit den Ampelfarben und lasse dir alle, die du wieder rot markiert hast, noch einmal erklären.

Bei deiner nächsten Übungseinheit kannst du auch die Aufgaben mit einem orangenen Punkt noch einmal lösen.

Wiederhole dieses System, so oft du willst. Am besten ist es natürlich, wenn am Ende alle Aufgaben mit einem grünen Punkt markiert sind.

Kurz vor der Prüfung kannst du dann noch einmal alle Aufgaben wiederholen, auch die mit einem grünen Punkt.

Diese Vorteile bringt dir das Ampelsystem

Ich weiss, diese Lernstrategie sieht im ersten Moment nach viel Arbeit aus. Aber wenn du dich einmal daran gewöhnt hast, fällt es dir immer leichter, dich an das Vorgehen zu halten.

Und du wirst schnell die Vorteile bemerken:

  1. Du weisst zu jedem Zeitpunkt, wo du dich noch verbessern kannst. So kannst du deine Zeit effizient nutzen, weil du nicht ständig Aufgaben löst, die du längst beherrschst. Du weisst ganz genau, was du noch lernen musst!
  2. Du siehst deinen Fortschritt visuell. Die ganzen roten und orangenen Markierungen sind nach dem ersten Durchlauf manchmal etwas frustrierend. Aber von Repetition zu Repetition wird es besser und du siehst genau, wie du Fortschritte machst und dass es immer weniger zu tun gibt. Das ist sehr motivierend!
  3. Du weisst genau, was du kannst und was nicht. Dieser Punkt mag trivial erscheinen, aber es gibt viele Schülerinnen und Schüler, die sich chronisch unter- oder überschätzen. Beides ist kontraproduktiv. Das Ampelsystem hilft dir, ehrlich zu dir selbst zu sein.
  4. Du behältst Ordnung in deinen Unterlagen. Struktur in deinen Lernmaterialien hilft dir, den Überblick zu bewahren und effizient vorzugehen. Es ist demotivierend und zeitraubend, wenn du jedes Mal vor dem Lernen erst alles suchen und ordnen musst. Ausserdem besteht die Gefahr, dass du Aufgaben nicht mehr findest und erst an der Prüfung ein unangenehmes Wiedersehen erlebst. Mit dem Ampelsystem hältst du deine Aufgaben ganz automatisch in Ordnung.

Wenn du glaubst, dass dir das Ampelsystem beim Lernen helfen kann, probiere es doch einfach aus. Ausser den drei Stiften und ein wenig Disziplin brauchst du nicht viel dafür.

5.0 3